ich
weiß ich habe ewig gebraucht, um mich mal wieder zu melden, aber seit der
Urlaub und auch das Zwischenseminar vorbei sind, ist alles wirklich noch
schwieriger, anstrengender und zäher geworden. Auch heute, ich wollte in aller
Ruhe meine Rundmail schreiben, habe ich eigentlich kaum wieder Zeit, denn
einmal abgesehen davon, dass es hier um mich herum hämmert wie blöd und ich
mich kaum konzentrieren kann, muss ich auch schon in 1,5 Stunden wieder
arbeiten.
So
geht das jetzt schon seit ich aus dem Urlaub zurück bin… während der
Arbeitszeit sitze ich oft herum, habe nichts zu tun und muss anhören, wie
Mariana mir erklärt, dass ich die Kinder, wenn sie böse sind, doch einfach so
mit zwei Fingern auf die Hand schlagen soll. Das sei völlig in Ordnung und auch
erlaubt. In der Zeit, in der ich aber eigentlich frei hätte, bin ich aber dann
immer eingebunden, fahren, aufpassen während eines Elternabends,… Wenn der Rest
hier stimmen würde und ich das Gefühl hätte, dass wir Freiwillige hier
überhaupt gewollt und geschätzt sind, wäre das auch in Ordnung und ich würde es
vielleicht auch gerne machen. Aber in der jetzigen Situation führt das einfach
nur dazu, dass ich immer müde bin, nie dazu komme Tagebuch zu schreiben, bei
jedem Film einschlafe und auch nur noch unregelmäßig, aber dafür völlig
ungesund esse…
Naja
gut… ich sollte vielleicht aufhören zu jammern und stattdessen einfach anfangen
von vorne zu erzählen.=)
Am
Wochenende bevor ich in Urlaub ging, kamen mal wieder zwei neue Freiwillige,
vom Chef groß als ganz anders und schon ausgebildet beschrieben… Die zwei sind
super nett, aber über diese Beschreibung mussten auch sie selbst einfach nur
lachen, denn sie sind genauso Freiwillige wie Nora, Julian und ich.
An
meinem letzten Arbeitstag kam dann zusätzlich zu den beiden Neuen auch noch
eine neue „Off-Tannie“! Sie gefiel mir richtig gut, was nur durch ihren doch
öfters wiederholten Satz „ich schlage freche Hintern“ getrübt würde. Da es der
letzte Freitag vor den Ferien war, bastelten wir mit den Kindern und
versteckten Sachen draußen, die sie dann suchen mussten. Es war ein schöner Tag
und im Grunde freute ich mich richtig auf die Zusammenarbeit mit ihr, denn für
mich in der Art völlig fremd, war sie auch die erste Tannie, die Kinder zum
Kuscheln auf den Arm nahm… Tja inzwischen ist Tannie Desi, aber leider schon
wieder weg… ihr wurde in Johannesburg deutlich mehr Geld geboten und außerdem
kann ich jeden verstehen, der dieses Kinderheim schnellst möglich verlassen
will!
Einen
kleinen Hoffnungskeim ließ sie jedoch bei uns zurück, sie erzählte, dass sie
plant, die kleine Shunay zu adoptieren, was wirklich super wäre, denn ansonsten
kommt Shunay wohl erst im Altern von 18 Jahren aus diesem Heim raus!
Momentan
ist die Tannie-Situation in meinem Haus recht interessant, denn Desi ist weg,
Marinana wird (HOFFENTLICH AUCH WIRKLICH) am Ende dieser Woche gehen und nunja:
Sanet wurde zu Beginn der Ferien suspendiert, da sich ein Kind sehr heftig über
sie beschwert hatte.
Ihr
hört also richtig: Mariana, die ein Kind fast im Pool ertrinken ließ, kündigte,
wir vermuten aber, dass da etwas nachgeholfen wurde und Tannie Sanet wurde
fristlos entlassen. Es bewegt sich also tatsächlich etwas seit der neue Chef da
ist, aber bis jetzt gibt es auch noch keinen Ersatz, sodass ich doch sehr
gespannt bin, mit dem wem ich dann nächste Woche zusammen arbeiten werde.=)
Bevor
ich nach all diesen Nachrichten dann endgültig in den Urlaub verschwinden
konnte, hatte der Chef noch eine ganz schreckliche Nachricht für mich bereit
„stehen“: Nora und ich müssen umziehen! Das heißt inzwischen sind wir bereits
umgezogen. Wir wohnen nun zusammen mit Julian und den anderen beiden Mädels in
Haus 1 und erfreuen uns zwar daran, wieder eine Dusche zu haben, müssen uns
aber jetzt ein Zimmer teilen, was für mich nicht ganz einfach ist, da ich
eigentlich immer früher schlafe als Nora.
Einmal
abgesehen davon, dass ich das Safety Haus wirklich sehr vermisse, muss ich
zugeben, dass ich dem Chef nicht wirklich vorwerfen kann, dass wir ausziehen
mussten, denn kein Freiwilliger kann verlangen eine ganze Wohnung zu haben.
Was
aber sowohl Nora und ich als auch Julian dem neuen Chef vorwerfen können, ist
die Tatsache, dass er ohne uns darüber zu informieren in unseren Zimmern war
und die Räumlichkeiten sogar fremden Menschen gezeigt hat! Er hat sogar direkt
davor bei mir den Schlüssel geholt, dabei aber nicht etwa gefragt, ob es in
Ordnung sei, wenn er in unsere Räume geht, sondern vielmehr etwas in die
Richtung gebrabbelt, von wegen er müsse einen Ersatzschlüssel machen!
In
Julians Fall drohte er sogar an, er würde seine Sachen umräumen, wenn Julian
das nicht machen würde. Er sagte das aber keineswegs zu ihm, er war nämlich in
Urlaub, sondern einfach nur uns (Nora und mir).
Nachdem
ich eine Nach über diese „Scheiß-Nachricht“ geschlafen hatte, ging‘s dann zum
Glück ab in den Urlaub! Ich musste zwei Stunden lang auf den Intercape
Sleepliner warten, war aber immerhin auch per SMS in der Nacht zuvor
benachrichtig worden, und war dann endlich unterwegs nach Cape Town!
Mit
dem Mini-Bus Taxi ging‘s dann vom Hauptbahnhof in CT aus zum meinem Hostel, das
fast direkt am Strand lag.
Die
ganze Woche über war ich nur damit beschäftigt, zu lesen, zu schlafen, zu
kochen, am Strand zu sitzen (zum Baden war‘s leider zu kalt) und den
Sonnenuntergang zu genießen und in Kapstadt shoppen zu gehen!
Ich
genoss meinen Urlaub sehr, merkte aber, dass ich sehr lange Zeit brauchte um
überhaupt etwas entspannen zu können.
Als
dann Nora nach einer Woche zurück aus dem Urlaub mit ihrem Freund kam, war ich
froh auch wieder jemanden zum Quatschen zu haben, denn ich hab schon einfach ne
große Klappe.=)
Zusammen
mit ihr ging ich dann zum Zwischenseminar, das ebenfalls in Kapstadt stattfand
und auf dem wir auf die zwei Mädels aus der Einführungswoche trafen! Das
bedeutete schon von vorne herein ganz viel Spaß und Lachen, was Nora und mir
echt gut tat!
Wir
redeten sehr viele über die Projekte und vor allem auch über die Probleme, aber
wir lachten eben auch total viel und ich konnte ganz viel Energie und Power
tanken. Schön war auch, dass wir uns so gut mit der Leiterin des Seminars
verstanden und außerdem auch noch ein paar Ausflüge machten.
So
wanderten wir am ersten Tag auf den Nordhoek Peak, von dem man eine herrliche
Aussicht auf den Atlantik hat, besichtigten das Castle of Good Hope (das
Älteste von Einwanderern erstellte Gebäude) und machten bei einer Führung durch
ein Gartenprojekt in verschiedenen Townships mit. Mit finanzieller Hilfe legen
Bewohner der Townships zusammen mit anderen einen großen Garten, sowohl für die
eigene Nutzung, als auch zum Vertrieb, in einer Art eigenem Großmarkt, an! All
das Gemüse wird einmal in der Woche zusammengebracht und dann in Form von
Gemüsekisten verkauft.
Leider
ging das Seminar viel zu schnell vorbei und nachdem wir uns zusammen mit den
zwei anderen Mädels noch ein Kinderheim im Township im Kinderheim angeschaut
hatten, fuhren wir „heim“ nach Moorreesburg!
Nach
Ostern, wir färbten sogar Eier und ich backte einen Zopf, war dann leider der Umzug in unser neues Heim
im Heim angesagt…=(
Als
auch die letzten freien Tage vergangen waren, hieß es für mich: zurück an die
Arbeit und auch wenn ich mich nicht so sehr, wie nach Weihnachten, darauf
freuen konnte, hatte ich doch noch reichlich Motivation durch das
Zwischenseminar.
In
der ersten Woche war auch noch alles ganz in Ordnung, vor allem freute ich mich
diebisch darüber, wieder eine Kleine im Haus zu haben! Machell ist zwar „schon“
1,5 Jahre alt und was Sprechen und Laufen betrifft auch richtig gut dabei, aber
sie ist noch ziemlich klein und zuckersüß!=)
Die
Woche war überstanden und das Wochenende stand vor der Tür! Mit unserem eigenen
Geld hatten wir für die Mädels aus unseren beiden Häusern einen Ausflug in den
Zoo in der Nähe von Kapstadt geplant. Wir hatten alles von Essen bis Baggie
(für die Kleine) selbst organisiert und zahlten, wie schon erwähnt, auch alles!
Der
Preis für all das war aus unserer Sicht, dass wir an diesem Tag auch selbst
über das, was mit den Kindern geschieht, bestimmen dürfen. Und genau daran
scheiterte das gesamte Wochenende! Die Tannies zerschmetterten unsere Ideen von
Gruppenbildung, ließen die großen nicht alleine herum laufen, motzten über meine
Art zu fahren und machten mit lauter Kleinigkeiten den gesamten Tag kaputt!
Nach
diesem Tag fragte ich mich, warum ich denn jemals auf einem Zwischenseminar,
wenn die Motivation den Kindern auch mal etwas anderes zu zeigen, schon an
einem einzigen Tag zerstört werden kann?!
Ich
fühlte mich schon wieder fast so tief und, wie noch vor den Ferien und konnte
in der folgenden Woche nur mit Mühe einfach alles von Tag zu Tag leben.
Am
folgenden Samstag ging es dann leider genauso weiter! Zuerst waren wir mit den
Kids auf dem Rummel, was im Vergleich zum ersten Mal echt cool war, da sie eine
Stunde lang freie Fahrt hatten!
Allerdings
war das Rugbyspiel, das wir uns danach anschauten, einfach nur schrecklich! Die
kleinen Kinder durften nicht bei uns sitzen, die Kinder durften nicht mit
unseren Haaren spielen, obwohl wir damit kein Problem haben und sowieso mussten
alle Kinder von 1,5 Jahren bis zu 15 Jahren 3 Stunden lang still auf der
Tribüne sitzen! Sollte so ein Tag für Kinder aussehen?
Am
letzten Sonntag taten wir uns dann selbst etwas Gutes, wir gingen ein letztes
Mal in den West Coast National Park und lösten Noras Geburtstagsgutschein ein,
indem wir dort im Restaurant essen gingen.
So
genug gejammert, genug geschrieben! inzwischen ist alles wieder ein bisschen
besser, es gab Gespräche mit dem Chef und morgen ist DEFINITIV Marianas letzter
Tag!=) Danach werde ich feiern und das Wochenende mit den 4 anderen
Freiwilligen in Stellenbosch, Südafrikas älteste Universitätsstadt, verbringen!
Zum
Schluss noch eines Sache, die an sich zwar sehr traurig ist, die mir aber auch
zeigt, dass es wichtig ist, hier zu sein.
Wir
haben in unseren Gruppenstunden mit den Kindern „Die Welt durchgenommen“: Die
11-jährige Rosalyn schätzte den Abstand von Deutschland nach Südafrika auf 291
Kilometer!
Liebe
Grüße und einen schönen Frühling, ich bin neidisch hier wird’s jetzt kalt und
ungemütlich…=)
Theresa